The Tree Walker im Interview


Letzte Woche berichteten wir über das Kunstprojekt „The Tree Walker“, heute gibt es ein Interview mit Christoph Both-Asmus. Während unserer Skype-Unterhaltung saß Christoph auf einer kleinen Terrasse seines Apartments in Griechenland. Dort bereitete er sich als Artist in Residence auf seine Performance „One life to live“ vor, um mit den Bewohnern einen Dialog über Kunst im öffentlichem Raum anzuregen. Ob er dabei auch Baumhausträume hatte, verriet er uns im Interview:

 

Für was steht ein Baumhaus für dich?
Baumhäuser generell stehen für mich für einen Perspektivenwechsel. Und wenn ich das Tree Walker Projekt sehe, dann steht das für ganz vieles. Aber vor allem für freies Denken und Imagination. Man ist einfach an einem anderen Ort und hat doch eine andere Sicht von dort aus. Und man ist direkt verbunden mit einem Lebewesen. Also ich persönlich möchte mein Baumhaus so bauen, dass der Baum immer weiter wachsen kann.

 

Hattest du als Kind ein Baumhaus?
Ja. Als ich ein Jugendlicher war gab es in meiner Nachbarschaft einen total protzigen Neubau mit einem Baumhaus für Kinder. Das sah aus wie aus dem Baumarkt, blieb ungenutzt und gefiel mir irgendwie gar nicht. Als Kind hab ich mir dann aus verrotteten Planken und Zimmermannsnägeln, die ich ihm Keller gefunden habe, eine Bretterplattform zusammengenagelt. Das war für mich einfach eine Möglichkeit, auf einem Baum sitzen zu können. Aber das ganze Baumhaus mit Dach und allem drumherum existierte eben nur meiner Vorstellung. Das finde ich bis heute bei Baumhäusern für Kinder so wichtig, dass nicht zuviel vorgegeben wird. Weniger ist hier absolut mehr.

 

Wie sieht dein ideales Baumhaus aus?
Die Verwirklichung des Bildes von The Tree Walker, also das Laufen über die Moabi-Bäume in Gabun. Das ist mir sehr wichtig. Ich habe schon oft auf Bäumen unter freiem Himmel geschlafen und bin gespannt darauf, wie es in Gabun hoch oben auf dem Regenwald sein wird.

 

Was darf auf deinem Baumhaus auf keinen Fall fehlen?
Man muss es ein bisschen gemütlich haben, sich ein wenig zurücklehnen können. Z.B. diese Plattform, auf der man sitzen kann. Ich mag es, wenn man sich über einen längeren Zeitraum hoch oben aufhalten und den Baum spüren kann.

 

Könntest du dir vorstellen in einem Baumhaus zu wohnen? 
Total! In Deutschland ist es leider nicht so einfach, ein Baumhaus genehmigt zu bekommen, oder? Tatsächlich suchen meine Frau und ich gerade nach einem neuen Domizil im Berliner Umfeld. Aber ich würde mir viel lieber ein Stück Land kaufen, aufforsten und mir dann ein Baumhaus bauen und darin leben.

 

Welches Buch würdest du mir als Baumhauslektüre empfehlen?
Da gibt’s ein Buch, das heißt „The Global Canopy Handbook“ und ist von meinen Partnern geschrieben. Das sind die allerersten Wissenschaftler, die das ganze Wissen aus der Höhenforschung, Klettertechnik usw. zusammengetragen haben, um in die höchsten Wipfel aufzusteigen.

 

Was servierst du mir in deinem Baumhaus?
Let’s see … Frische Luft und Inspiration … also von meinem Baumhaus aus gesehen …

 

Gibt es Baumarten, die du besonders magst?
Ich mag krüpplige Kiefern an Berghängen gerne, aber auch die ganze Regenwaldvegetation.

 

Wen würdest du mit auf die Baumwipfel nehmen?
Einerseits bin ich dafür, dass es unentdeckte Orte auf der Welt weiterhin geben soll. Andererseits betrete ich ja mit „The Tree Walker“ unbekanntes Niemandsland. Ich denke, Teile des unberührten Regenwalds sollten auch weiterhin unberührt bleiben. Meine Aufgabe als Künstler sehe ich darin, diese bisher noch ungeschützte Landschaft für andere greifbar und sichtbar zu machen. Denn man weiß ja, wir können ein Bild nur richtig aufnehmen, wenn ein Mensch im Bild zu sehen ist. Vielleicht weil man sich mit der Person identifiziert oder erst dann die Maßstäbe richtig erkennen kann. Für danach wünsche ich mir, dass die Landschaft einer dieser unberührten, prähistorischen und zeitlosen Orte bleibt.

 

Gibt es jemanden, dem du Zugang zu deinem Baumhaus verwehren würdest?
Wenn ich an das The Tree Walker Projekt denke, könnte der Besuch in den Bäumen allen Menschen etwas geben, sofern sie sich wirklich auf den Baum einlassen und diese andere Lebensform respektieren.

 

Welche Band steht am Freitag Abend auf deinem Balkon und gibt dir ein Privatkonzert?
Naja, die Vögel natürlich … (lacht)

 

Foto mit freundlicher Genehmigung von Christoph Both-Asmus

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